In seinem Werk Voyage de Siam berichtet der Jesuit Guy Tachard von seiner Reise nach Siam, dem heutigen Thailand, die er im Jahr 1685 im Auftrag des französischen Königs Ludwig XIV. angetreten hat. Vorrausgegangen war die Kontaktaufnahme des siamesischen Königs Narai mit dem französischen Herrscher.
Das fernöstliche Land war um seine Integration in den sich entwickelnden Welthandel bemüht und suchte nach neuen europäischen Verbündeten. Diese Gelegenheit wollte Ludwig XIV. seinerseits nutzen, um den Überseehandel Frankreichs neu zu beleben, das den Anschluss an Länder wie England oder den Niederlanden verloren hatte.
Der im westfranzösischen Marthon, in der Nähe von Angoulême geborene Guy Tachard gehörte zu einer Gruppe von insgesamt sechs Jesuiten, die den Gesandten des Königs, den Chevalier de Chaumont und sein Gefolge auf zwei Schiffen der französischen Marine nach Siam begleiteten. Die Jesuiten waren hoch gebildet und allesamt Mitglieder der Pariser Académie des sciences.
Während sich der Gesandte de Chaumont um den Aufbau der politischen Beziehungen kümmerte, sollten sie sich verstärkt der Erforschung des Landes und dem Wissensaustausch mit den Siamesen widmen. Zu diesem Zweck führten die Jesuiten Teleskope, Messinstrumente und zahlreiche andere wissenschaftliche Hilfsmittel mit sich.
Nach der Ankunft in Siam reiste ein Teil der Gemeinschaft weiter in Richtung China, darunter LeComte, einer der Jesuiten aus Tachards Gruppe. Das zweite in dieser Vitrine ausgestellte Werk wurde von ihm verfasst und beschreibt die Reise ins Reich der Mitte. Tachard hingegen verblieb in Siam, wo er die Gesellschaft und Kultur des Landes studierte und schnell gute Verbindungen zum König knüpfte.
Inhaltlich ist das Werk grob in zwei Teile gegliedert. In der ersten Hälfte beschreibt Tachard etappenweise die Überfahrt der Gesandtschaft von Brest über das Kap der guten Hoffnung und Java nach Siam. An vielen Stellen ging man an Land und sammelte Informationen über Flora und Fauna und kam auch mit den einheimischen Völkern in Berührung.
Die zweite Hälfte widmet sich schließlich ganz den Verhältnissen in Siam. Es wird von der Kultur des Landes, aber auch über die Tier- und Pflanzenwelt sowie Architektur und Religion berichtet. Untermalt sind die Informationen mit einer Vielzahl an Zeichnungen und astronomischen Tabellen. Aber nicht nur die Erforschung der fernen Region brachte fruchtbare Ergebnisse, auch die diplomatische Mission der Franzosen war von Erfolg gekrönt.
Tachard kehrte begleitet von einer siamesischen Gesandtschaft nach Europa zurück. Das Titelblatt des Buches zeigt sie bei der Übergabe der Gastgeschenke während einer Audienz mit König Ludwig XIV.